Burandt, Boris Alexander Nikolaus : Die Ausrüstung der römischen Armee auf der Siegessäule des Marcus Aurelius in Rom. Ein Vergleich zwischen der skulpturalen Darstellung und den archäologischen Bodenfunden, iv+412 p., ISBN: 9781784916930, 45 £
(Archaeopress, Oxford 2017)
 
Reseña de Erwin Pochmarski, Universität Graz
 
Número de palabras : 3883 palabras
Publicado en línea el 2019-12-31
Citación: Reseñas HISTARA. Enlace: http://histara.sorbonne.fr/cr.php?cr=3350
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          Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die bearbeitete Fassung der Dissertation des Verf., wie aus dem Vorwort Th. Fischers, des Betreuers der Dissertation, hervorgeht (III), bei der es um den Vergleich der Reliefs auf der Marcussäule mit Fundmaterial von militärischen Fundplätzen aus der Zeit der Markomannenkriege (166-175 n. Chr.) gehe[1]. In der Einleitung (I: 1-2) geht der Autor auf der Grundlage der Bodenfunde der Frage nach der Zeugnisfähigkeit der Reliefdarstellungen der Marcussäule für die militärische Ausrüstung und Bewaffnung der römischen Donau-Armee in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. nach. Im 2. Kapitel befasst sich B. mit der Forschungsgeschichte zur Marcussäule (II: 3-6), wobei er eingangs auf den auch von ihm reproduzierten Tafelteil der ersten wissenschaftlichen Monographie zur Marcussäule hinweist[2]. In der Folge listet B. die bis 2013 erschienenen Publikationen zur Marcussäule auf (3-4), wobei Anfang des 20. Jhs. eine Reihe von Arbeiten die Reliefs der Marcussäule im Hinblick auf deren Relevanz zum Kriegsgeschehen der Markomannenkriege behandelt, eine Fragestellung die heute als obsolet gelten kann. Des Weiteren erfasst der Autor die Publikationen zu jenen vier Fundplätzen, die militärische Realia der Markomannenkriege durch Bodenfunde zutage gebracht haben. Es handelt sich dabei um die Lager von Regensburg-Kumpfmühl[3], Eining-Unterfeld, den Burgstallberg von Mušov (Muschau) und das Brückenkopfkastell von Iža/ Celamantia[4]. Einen kurzen Blick wirft der Autor im 3. Kapitel auf die Überarbeitung der Marcussäule in der Spätrenaissance (III: 7-9), wobei für die Ergänzungen vier oder fünf Hände zu unterscheiden seien. Gleichfalls nur kurz erwähnt werden die vom Autor zu Vergleichszwecken herangezogenen, oben angeführten Fundplätze markomannenkriegszeitlicher Militaria (IV: 10-12). Das 5. einleitende Kapitel (V: 13) schildert die vom Verf. gewählte Vorgangsweise bei der Behandlung der einzelnen Waffen und Ausrüstungsstücke, die von ihm in der Publikation auch genau eingehalten wird. Es wird zunächst der jeweilige Gegenstand in seiner Darstellungsweise auf der Marcussäule behandelt; in der Folge werden die Darstellungen mit jenen auf der Trajanssäule verglichen; danach werden die entsprechenden Bodenfunde von den vier fest datierten Fundplätzen der Markomannenkriege vorgelegt; abschließend werden die Darstellungen auf der Marcussäule bezüglich ihres Realitätscharakters verglichen, wobei im Bereich der Bodenfunde eben jenes Material herangezogen wird, das zeitlich und örtlich in enger Beziehung zu den Markomannenkriegen steht.

   

         Als erster Ausrüstungsgegenstand des römischen Heeres auf der Marcussäule werden die Schwerter behandelt (VI: 14-25). In diesem Zusammenhang weist der Autor zu Recht auf die Dissertation von C. Miks zur römischen Schwertbewaffnung der Kaiserzeit hin[5]. Zur Trageweise der Schwerter hält der Verf. fest, dass die Schwerter auf der Marcussäule meist in der Scheide steckten, weiters dass es sich um das Kurzschwert (gladius) handle, das eine Klingenlänge von ca. 50 cm habe und von den Hüften bis zu den Knien reiche, sowie dass der gladius fast immer auf der rechten Seite getragen werde; der Wechsel der bevorzugten Schwertseite von rechts nach links erfolge erst in severischer Zeit im Zusammenhang mit der Einführung des Langschwertes (spatha), während auf der Marcussäule von der Infanterie jedenfalls noch der gladius verwendet wurde. Im darauffolgenden Kapitel befasst sich die Publikation mit den Stangenwaffen (VII: 26-28), wobei gleich einleitend vom Verf. festgehalten wird, dass auf Seiten der Römer auf der Marcussäule nur eine einzige Art von Stangenwaffen verwendet werde, nämlich die Stoßlanze (hasta), die von sämtlichen Truppengattungen - also Fußtruppen und Reiterei - benutzt werde. Auch sei auf der Grundlage der Lanzen keine Scheidung in Legions- und Auxiliarsoldaten möglich, da alle die hasta führten. Die Lanzen bestanden bei Infanterie und Kavallerie aus einem nicht ganz mannshohen zylindrischen Schaft mit einer Spitze. In den im Kontext zu den Markomannenkriegen stehenden Lagerplätzen seien Lanzenspitzen und Lanzenschuhe gefunden worden, welch letztere sich auf der Marcussäule nicht nachweisen lassen, während das organische Material der hastae vergangen ist. Im Kapitel zu den Helmen (VIII: 29-38) hält der Verf. zunächst fest, dass sich auf der Marcussäule zwei Helmtypen unterscheiden ließen, wobei jeder in vier verschiedenen Varianten existiere; in der Folge ist allerdings nur von jeweils einer Variante die Rede. Die beiden Grundformen bestünden jeweils aus einer halbkugelförmigen Kalotte, dem Nackenschutz, der im Fall der ersten Grundform bis zum Kinn herabreiche, bei der zweiten jedoch ausgeprägter sei und weiter bis auf den Hals und die Schulterpartie des Trägers reiche; hinzu kämen Wangenklappen, die bei der ersten Grundform spitz zuliefen und einen Großteil des Gesichtes freiließen, sowie Stirnschirme, die im ersten Fall nur schmal seien, im zweiten aber ein wulstartiges Band bildeten. Der Vergleich mit den Darstellungen auf der Trajanssäule lehre, dass die Helme auf den Reliefs beider Siegessäulen im Wesentlichen übereinstimmten, d.h. dass die beiden Helmtypen der Marcussäule bereits auf der Trajanssäule vertreten seien. Der Vergleich mit den Bodenfunden aus den temporär oder auch langfristig genutzten Lagern sei insofern problematisch, als nur Einzelteile von Helmen zum Vorschein gekommen sind. Der finale Höhepunkt der Entwicklung der Helmtypen sei der Typus Niederbieber, der von den Truppen Marc Aurels getragen wurde.

   

         Ein zentrales Kapitel der Arbeit bildet jenes zu den Rumpfpanzern (IX: 39-55), die auf der Marcussäule zahlreich vertreten sind, wobei es sich um vier Panzerungsformen handelt, den Kettenpanzer (lorica hamata), den Segmentpanzer (lorica segmentata), den Schuppenpanzer (lorica squamata) und den Muskelpanzer (thorax), der den geringsten Teil an Rumpfpanzerungen einnimmt und nur vom Kaiser und den kommandierenden Legaten und Tribunen, vielleicht auch von Centurionen getragen werde. Insgesamt finden sich laut B. auf der Marcussäule 353 Kettenpanzer, 141 Schuppenpanzer und 132 Segmentpanzer (40). Die Panzerungen stimmen weitgehend mit jenen auf der Trajanssäule überein, nur dass sie dort bestimmten Truppenteilen zugewiesen seien, während auf der Marcussäule eine Durchmischung der Panzerungsformen und keine Trennung zwischen Legions- und Auxiliartruppen stattgefunden habe. Rumpfpanzer haben sich unter den Bodenfunden nur in Fragmenten erhalten; so finden sich aus den vier markomannenkriegszeitlichen Fundorten an der Donau Fragmente von Kettenpanzern und auch die Benutzung von Schuppenpanzern durch die römische Armee in der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. sei anhand zahlreicher Einzelschuppen belegbar.

   

         Im folgenden Kapitel befasst sich der Autor mit den Schilden (X: 56-65). Auf den Reliefs der Marcussäule lassen sich auf römischer Seite verschiedene Typen von Schilden nachweisen, wobei die Unterschiede vor allem die Formen des Schildkörpers betreffen, an denen sich mit hochovalen Schilden, rechteckigen Schilden und rechteckigen Schilden mit bogig ausgezogenen Seiten drei Grundformen beobachten lassen. Unter den 500 als römisch identifizierbaren Schilden auf der Marcussäule haben die langovalen mit 426 Exemplaren eine klare Majorität; hinzu kommen 55 Rechteckschilde und 19 Rechteckschilde mit ausgezogenen Seiten. Insofern unterscheiden sich die Reliefs der Marcussäule deutlich von jenen der Trajanssäule, an der die Rechteckschilde den Hauptanteil der Darstellungen bilden; einen weiteren Unterschied stelle die Tatsache dar, dass auf der Trajanssäule jeder Schild plastischen Zierrat trage, während auf der Marcussäule die Schilde mit planen Schildkörpern überwiegen. Von dem archäologisch erfassten Fundgut römischer Soldaten aus den Markomannenkriegen lässt sich ein Vergleich nur hinsichtlich der Schildbuckel herstellen. Unter den Funden aus der Mitte bzw. der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. lassen sich nur halbkugelförmige Schildbuckel feststellen, was auch dem Erscheinungsbild der Schilde auf der Marcussäule entspricht. An Schildformen lassen sich im Fundgut Oval- und Rechteckschilde nachweisen, was gleichfalls den Darstellungen auf der Marcussäule entspricht. Was die Kavallerie anlangt, so finden sich sowohl auf der Trajanssäule als auch auf der Marcussäule nur Reiter mit Ovalschilden.

 

          In der Folge werden in jeweils kürzeren Abschnitten weniger wichtige Teile bzw. in der Realität weniger gut erhaltene Teile der Ausrüstung der Soldaten auf der Marcussäule behandelt. Zunächst geht es um das Schuhwerk (XI: 66-68). Hier kann B. feststellen, dass jede als Römer zu identifizierende Figur auf der Marcussäule Schuhe trägt. Grundsätzlich ließen sich zwei Schuhtypen unterscheiden, die caligae, welche die Zehenpartie freilassen, und der calceus, der den Fuß zur Gänze umfasst, so dass von einem Lederblatt Zehen und Spann bedeckt werden und von einem zweiten Ferse und Knöchel umschlossen werden. Die von den Soldaten auf der Marcussäule getragenen caligae und die calcei des Kaisers und der Offiziere decken sich weitgehend mit dem Fundmaterial. Mit den Tuniken befasst sich das nächste Kapitel (XII: 69-72). Dabei sind die auf der Marcussäule dargestellten Textilien von besonderer Bedeutung, da keine umfangreicheren Originale erhalten sind. Es ergibt sich die Notwendigkeit, den Vergleich mit Grabreliefs, Mumienporträts und den wenigen organischen Resten anzustellen. Tuniken sind auf den Reliefszenen der Marcussäule allgegenwärtig und werden sowohl von den Römern als auch von den Germanen getragen. Die Tuniken haben verschiedene Längen: die Mehrheit der Soldaten sowie der Kaiser und sein Stab tragen gegürtete Tuniken, deren Saum bis knapp oberhalb des Knies reicht; daneben gibt es noch kurze Tuniken, die bis auf die Höhe des Schrittes reichen und von Soldaten mit Ketten- und Schuppenpanzern getragen werden. Es handelt sich durchgehend um kurzärmelige Tuniken; der Wechsel zu den Tuniken mit langen Ärmeln (tunica manicata) vollzieht sich erst an der Wende vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. Im folgenden Kapitel werden die von den Soldaten getragenen Hosen diskutiert (XIII: 73-75). Auf der Marcussäule sind zahlreiche römische Soldaten mit Hosen (bracae) ausgestattet, wobei diese von der Hüfte bis zur halben Wade reichen oder eng und knöchellang sind. Über Form, Material und Verbreitung der Hosen im römischen Heer erhalten wir Hinweise aus der Sepulkralkunst und aus der Staatskunst und z. T. auch aus den literarischen Quellen. Die Darstellungen von Hosen auf der Marcussäule entspricht weitgehend dem Bild der Quellen für das 1. und 2. Jh. n. Chr. Auffällig ist die Darstellung des Wulstes am unteren Ende des Hosenbeins, der einen mehrfachen Umschlag wiedergibt.

   

         Ausführlicher ist wieder das Kapitel zu den Gürteln (XIV: 76-84) angelegt, obwohl auf der Marcussäule Gürtel nur selten dargestellt sind. So tragen die Soldaten mit Ketten- und Schuppenpanzern keine Gürtel, die Soldaten mit Segmentpanzern verschiedentlich einen Gürtel über der 1. oder der 2. Bauschschiene. Ein wichtiges Ausrüstungsstück bildet auch der Schwertriemen (balteus), der von der rechten Hüfte zur linken Schulter und über den Rücken wieder zur rechten Hüfte geführt ist. Das Fundmaterial zu römischen Militärgürteln des Markomannenkriegshorizonts zeigt eine schmale Grundform und auf dem Gürtelriemen verteilte Beschläge. Vergleicht man damit die Darstellungen von Gürteln auf der Marcussäule, so muss festgestellt werden, dass sie keine Beschläge aufweisen, die vielleicht bei der Farbfassung der Reliefs aufgemalt wurden.

   

         Zur Ausrüstung der römischen Soldaten auf der Marcussäule gehört auch das Halstuch (focale) (XV: 85-86), wobei ein Großteil der Infanteristen und der Kavalleristen mit einem Halstuch ausgestattet sei. Vor allem bei den Trägern von Ketten- und Schuppenpanzern sei das Halstuch als ein faltenreiches Band, das in einer Schleife um den Hals gelegt werde, gut zu identifizieren. Bei den Soldaten mit Segmentpanzer wird hingegen auf die Angabe des focale verzichtet, wobei allerdings der Wulst an der Halsöffnung des Panzers möglicherweise als Halstuch gemeint sei. Auch auf der Trajanssäule stellt das Halstuch ein reguläres Ausrüstungsstück aller römischen Soldaten dar. Da an den fest datierten Lagerplätzen der Markomannenkriege keine Halstücher nachweisbar sind, sei die Forschung auf den Vergleich mit der Sepulkralplastik und den literarischen Quellen angewiesen. Allerdings sei für die 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. der Nachweis des focale schwierig, da auf den Grabsteinen der spätantoninischen Zeit von den voll gerüsteten Kämpfern kein Halstuch getragen werde, was auch für die Grabsteine des 3. Jhs. n. Chr. zutrifft. Der Verf. nimmt an, dass der Wegfall des focale mit der Einführung des Helmtyps Niederbieber zusammenhänge, bei dem die Panzerung bis zur Halspartie reicht. Mit der Wiedergabe von Mänteln beim Militär auf der Marcussäule befasst sich ein weiteres Kapitel (XVI: 87-90). Grundsätzlich sind auf der Marcussäule nur der Kaiser sowie die Angehörigen seines Stabes und die Liktoren mit einem Mantel bekleidet, während bei der kämpfenden Truppe Mäntel selten seien. Bei den Mänteln handle es sich um ein rechteckiges Tuch, das der Länge nach gefaltet sei, wobei dieses auf der rechten Schulter mit einer Scheibenfibel geschlossen sei: es handelt sich also um das sagum, den klassischen römischen Militärmantel[6]. In den fest datierten Lagerplätzen der markomannenkriegszeitlichen Armee hat sich immerhin eine größere Anzahl von Fibeln gefunden, die vorrangigen Quellen stellen aber auch hier die Sepulkral- und die Staatskunst sowie die Mumienporträts dar. Mit den unter dem Panzer getragenen Gewandstücken beschäftigt sich der Autor im folgenden Kapitel (XVII: 91-94). An zahlreichen Figuren auf der Marcussäule sind an der Hüfte bzw. auch an den Schultern hervorschauende Laschen (Pteryges) zu erkennen, wodurch Panzerunterkleider belegbar sind, da die Laschen kaum an den metallenen Panzerungen der Rumpfpanzer befestigt waren. Diese Untergewänder waren eng an den Oberkörper des Trägers des Rumpfpanzers angepasst, da sie sonst nicht unter die lorica gepasst hätten. Beim Ketten- und beim Schuppenpanzer fehlten die Laschen, die Unterkante des Unterkleides zeigte eine bogenförmige Gestaltung. Auf der Trajanssäule ließen sich außer bei Trajan und den Angehörigen seines Kommandostabes keine Pteryges unter den Muskelpanzern identifizieren. Allerdings verweist H. Ubl wohl zu Recht darauf, dass römische Rumpfpanzer kaum ohne Panzerunterkleider getragen werden konnten[7]. Zusammenfassend urteilt der Autor, dass Panzerunterkleider in der römischen Kaiserzeit bei allen Rängen und Truppenteilen verbreitet gewesen seien; sie hätten den Schnitt eines Wamses gehabt, wobei an den sonst ungedeckten Partien der Oberarme und Oberschenkel Laschen möglich gewesen seien.

   

         Im 18. Kapitel befasst sich der Autor mit irregulären Truppen (XVIII: 95-97), soll heißen irregulären Auxiliarsoldaten, die weder Panzer noch Helm tragen: es handelt sich dabei um spezialisierte Truppenteile, in erster Linie um Bogenschützen und leichte Reiter. Die Bogenschützen sind bärtig, sie tragen die phrygische Mütze, keinen Rumpfpanzer, sondern nur langärmelige Tuniken, die über die Knie bis auf die halbe Wade reichen, und darunter knöchellange Hosen. Diese Tracht bildet das seit dem Hellenismus übliche Schema für die Darstellung von Orientalen, wobei es sich auf der Marcussäule wohl um Parther handelt. Die Bögen in den Reliefszenen sind wohl Kompositbögen, die aus verschiedenen Werkstoffen und Einzelteilen zusammengesetzt waren und eine Armlänge groß waren. Von den vier Fundplätzen mit klarem Zusammenhang zu den Markomannenkriegen haben sich als Belege für die Präsenz von Bogenschützen in Iža dreiflügelige Pfeilspitzen und Bogenendversteifungen gefunden.

   

         Der Wiedergabe römischen Feldzeichen auf der Marcussäule geht der Autor im nächsten Kapitel nach (XIX: 98-103). In mehreren Szenen der Marcussäule lassen sich die Feldzeichen römischer Truppen beobachten, wobei es sich um zwei Grundformen handelt: das vexillum als ein quer an einer Lanze hängendes quadratisches Fahnentuch und das signum, eine mit zahlreichen Zierbeschlägen besetzte Lanze. Insgesamt lassen sich nach B. auf der Marcussäule 52 Standarten identifizieren, von denen sich nur zwei Exemplare der Kavallerie zuordnen lassen, während alle übrigen mit den Fußtruppen zu verbinden seien. Den Standarten des römischen Heeres gilt eine sakrale Verehrung, so dass der Verlust des Legionsadlers (aquila) zur damnatio der betreffenden Legion führte. Wegen dieses hohen Wertes sind Bodenfunde mit den Bestandteilen von Standarten aus den fest datierten Lagerplätzen des markomannenkriegszeitlichen Heeres der Römer nicht vorhanden. Als Vergleichsbeispiele finden sich vor allem signa auf Soldatengrabsteinen, die denselben Aufbau zeigen wie auf der Marcussäule. Zum Militär zählen auch die von diesem verwendeten Musikinstrumente, welche B. in einem eigenen Kapitel bearbeitet (XX: 104-107). Auf der Marcussäule lassen sich zwei Arten von Musikinstrumenten nachweisen, das Horn (cornu) und die Fanfare (tuba). Letztere findet sich auf der Marcussäule allerdings nur zweimal. Die Wiedergabe von Musikinstrumenten beschränkt sich auf die Infanterie, wobei sich sechs Darstellungen nachweisen lassen. Diesen stehen auf der Trajanssäule 23 identifizierbare Exemplare gegenüber, wobei sich die tuba wieder nur viermal findet und zwar ausschließlich bei Opferhandlungen. Aus zivilem und militärischem Kontext lassen sich Funde von cornu und tuba aus der Kaiserzeit nachweisen; auch auf Grabsteinen des 1. und des 3. Jhs. n. Chr. finden sich Soldaten mit ihren Musikinstrumenten. Das cornu wurde primär in Verbindung mit kleineren Truppenkontingenten eingesetzt, die tuba galt für das ganze Heer, beide Instrumente zusammen im Gefecht bei einem vorzunehmenden Stellungswechsel.

   

         Den Darstellungen von Werkzeugen, die von römischen Soldaten auf der Marcussäule gebraucht werden, geht der Autor im 21. Kapitel nach (XXI: 108-110). Die Szenen mit der Wiedergabe von Pionierwerkzeugen sind auf der Marcussäule selten: nur drei Szenen mit den entsprechenden Gerätschaften lassen sich ausmachen. Hingegen gehören auf der Trajanssäule die Bauszenen zum Standardrepertoire: 22 Szenen mit Soldaten bei Arbeiten mit verschiedenen Werkzeugen lassen sich hier nachweisen. Bei diesen Werkzeugen handelt es sich in erster Linie um die Kombination von Axt und Spitzhacke (dolabra), während sich Ziehhacken und Äxte nur selten finden. Aus den mit den Markomannenkriegen in Verbindung stehenden Lagerplätzen haben sich Laubmesser (dem Aussehen nach Winzermesser), Axt und dolabra feststellen lassen. Es zeigt sich, dass die auf der Marcussäule dargestellten Werkzeuge dem Fundgut entsprechen: dolabrae, Ziehhacken und Äxte bilden auch hier die Majorität.

   

         Sättel und Zaumzeug behandelt das folgende Kapitel (XXII: 111-115). Diese Ausstattungsgegenstände sind an den Darstellungen der Pferde auf der Marcussäule zumindest z. T. erkennbar. Die römischen Sättel liegen auf Satteldecken mit einem Fransensaum; an den Sätteln ist die untere Kante gezackt oder leicht gebogen, halsseitig und schweifseitig findet sich jeweils ein Wulst (Sattelhörnchen). Für die Befestigung der Sättel auf dem Pferderücken mittels eines Bauchgurtes finden sich keine Angaben. Pferde ohne Sattel finden sich auf römischer Seite nur bei den irregulären Reitern in orientalischer Tracht, während die germanischen Gegner fast ausnahmslos ohne Sättel wiedergegeben sind. In verschiedenen Szenen lassen sich an den Pferden der Römer Brust- und Schweifriemen erkennen, bei den meisten Reitern fehlt jedoch dieses Riemenwerk. An Funden zu Sätteln aus der Zeit der Markomannenkriege finden sich keine aus den Kriegsgebieten, noch aus anderen Teilen des Imperiums.

   

         Temporären Zeltunterkünften ist das nächste Kapitel gewidmet (XXIII: 116-118). Nur vereinzelt sind auf der Marcussäule im Hintergrund Zelte zu erkennen. Dabei handelt es sich um zwei Typen von Zelten: nicht ganz mannshohe Zelte mit Satteldach und einer Front- und einer Rückseite bzw. größere Zelte mit vier rechteckig angelegten Seitenwänden und einem aufgesetzten Satteldach. Das Darstellungsschema der Zelte auf der Marcussäule folgt demjenigen auf der Trajanssäule, nur sind dort die Zelte detailreicher ausgestaltet. Von den datierten Fundplätzen aus der Zeit der Markomannenkriege haben sich keine Bestandteile von Zelten gefunden, da sich die Zeltplanen zersetzt haben. Zu erwarten sind bestenfalls Zeltheringe, die in beträchtlicher Zahl erhalten sind.

   

         Mit zwei Ausrüstungsgegenständen, die sich auf der Marcussäule nicht finden, befassen sich die Kapitel 24 und 25 (XXIV: Beinschienen; XXV: Dolche). An der Marcussäule finden sich keine Darstellungen von Beinschienen, weder bei Infanteristen, noch bei Kavalleristen, weder bei Gemeinen, noch bei Offizieren, weder bei Römern, noch bei Germanen. Entsprechendes gilt auch für die Trajanssäule. Es sieht so aus, als ob während der Markomannenkriege die Beinschienen nicht zur Standardausrüstung der römischen Armee gehört hätten. Von Dolchen findet sich auf der Marcussäule keine klar zu identifizierende Wiedergabe und auch auf der Trajanssäule lassen sich nur zwei Darstellungen nachweisen. Damit sind die Dolche auf beiden Säulen unterrepräsentiert, den in den Regionen der Markomannenkriege haben sich sehr wohl römische Dolche gefunden und Gürtelsets mit Aufhängungen für Dolche, etwa aus Stillfried und Tuchyňa[8], die schon aufgrund der Fundorte als markomannenzeitlich anzusprechen sind. Nach dem Fundmaterial erhaltener Gürtel waren Dolche in der römischen Armee zur Zeit Marc Aurels noch vorhanden, aber nicht mehr Teil der Standardausrüstung.

   

         Die Ergebnisse seiner Arbeit fasst B. A. N. Burandt in einem kurzen Fazit zusammen (XXVI: 123-125). Demnach sei durch das Fundmaterial die militärische Ausrüstung des römischen Heeres archäologisch greifbar. Auf der Marcussäule zeigt sich eine starke Durchmischung der römischen Armee in Bezug auf die Formen der Rumpfpanzer und der Helme. Eine klare Separierung der Truppenteile auf der Grundlage der Panzerformen, wie sie auf der Trajanssäule angestrebt wird, findet auf der Marcussäule nicht statt und entspricht auch nicht den historischen Realitäten. Ein Vergleich der Darstellungen römischer Militärausrüstung auf der Marcussäule mit Bodenfunden erweist, dass die auf der Marcussäule wiedergegebenen Ausrüstungsteile real existierten und regulär getragen wurden und dass es sich nicht um fiktive Waffen oder Trachtbestandteile handelt. Eine gewisse Tendenz zur Abstraktion lasse sich vor allem wegen des reduzierten Größenverhältnisses feststellen. Wichtig ist, dass sich im Fundgut aufgrund des organischen Materials unterrepräsentierte Ausrüstungsteile anhand der Marcussäule rekonstruieren lassen. So lässt sich auch eine Barbarisierung der textilen Trachtbestandteile erkennen, indem etwa die Tuniken enger und kürzer geschnitten werden oder die Hosen stärker verbreitet sind. In gewisser Hinsicht stellen die Reliefs der Marcussäule einen Ersatz für die in der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. selten gewordenen Soldatengrabsteine dar und bilden damit auch eine Quelle für die Archäologie der römischen Provinzen und die Erforschung der römischen Armee in der mittleren Kaiserzeit.

   

         Man wird insgesamt gesehen dem Autor zu dieser detailreichen und sehr ausgefeilten Arbeit gratulieren dürfen. Abgesehen davon, dass man natürlich nach der Sinnhaftigkeit des Vergleichs von mehr oder weniger gut erhaltenen Fragmenten von Originalfunden mit den großteils schlecht erhaltenen Reliefs der Marcussäule fragen kann, sollten einige Kleinigkeiten bei einer hoffentlich baldigen 2. Auflage berücksichtig werden. Es finden sich im Text überdurchschnittlich viele Rechtschreibfehler, die dringend vom Autor korrigiert werden sollten (z. B. bis Kap. XX durchgehend Säpulkralplastik). Weiters entsprechen die Wortabteilungen vielfach nicht den deutschsprachigen Regeln der Silbentrennung: das mag auf den englischen Verlag zurückgehen, sollte aber bei den Korrekturen beseitigt werden. Schließlich sei noch festgestellt, dass die provinzialrömischen Grabsteine jedenfalls nicht nur nach dem CIL zu zitieren sind, sondern nach dem CSIR oder der Lupa[9].

 


[1]   Inzwischen ist vom Autor eine Arbeit zu einer verwandten Thematik erschienen: B. A. N. Burandt, Der römische Legionär. Kleidung, Ausrüstung und Waffen in der Zeit von Augustus bis Domitian (Darmstadt 2019).

[2]   E. Petersen - A. v. Domaszewski - G. Calderini, Die Marcussäule auf Piazza Colonna in Rom (München 1896).

[3]   Hier wäre in der Bibliographie die neuere Publikation von K. Dietz - Th. Fischer, Regensburg zur Römerzeit. Von Roms nördlichster Garnison an der Donau zur ersten bairischen Hauptstadt (Regensburg 2018) zu ergänzen. In diesem Zusammenhang darf auf einige Arbeiten verwiesen werden, die im Literaturverzeichnis fehlen, obwohl sie mit Autor und Jahreszahl zitiert werden: Cumont 1942; Fahr 2005; Fischer 1985; Raddatz 1987; Rajtár 1994. Weiters wären folgende Abkürzungen in der Bibliographie zu korrigieren bzw. zu vervollständigen: Richter 2004 (nicht 2010), Das römische Heer auf der Trajanssäule (Mannheim/Möhnesee 2004); Ubl 1969 ist mittlerweile im Druck erschienen: H. Ubl, Waffen und Uniform der römischen Heeres der Prinzipatsepoche nach den Grabreliefs Noricums und Pannoniens (Austria Antiqua 3) (Wien 2013), wäre also als Ubl 2013 zu zitieren.

[4]   Zu Iža wäre im Literaturverzeichnis nachzutragen: B. Komoróczy - M. Vlach - J. Rajtár u. a.: Temporäre Lager aus der Zeit der Markomannenkriege entlang der militärischen Vormarschroute an March und Thaya. - in: Limes, 23. Proceedings of the 23rd International Congress of Roman Frontier Studies, Ingolstadt 2015. Akten des 23. Internationalen Limeskongresses in Ingolstadt 2015. (Mainz 2018).

[5]   C. Miks, Studien zur römischen Schwertbewaffnung in der Kaiserzeit (Kölner Stud. Arch. Röm. Provinzen 8) (Rahden 2007).

[6]   Vgl. E. Pochmarski, Das sagum – urtrachtlicher keltischer Umhang und / oder römischer Uniformmantel, in: H. Heftner - K. Tomaschitz (Hrsg.), Ad fontes ! Festschrift Gerhard Dobesch (Wien 2004) 571-578; M. Handy - E. Pochmarski, Das sagum in Noricum, ÖJh 85, 2016, 107-130; M. Handy - E. Pochmarski, Die Sagumtracht in der Provinz Pannonia superior, in: FS für A. Rendić-Miočević (im Druck)

[7]   H. Ubl, Was trug der römische Soldat unter dem Panzer ? BayVgBl 71, 2006, 261-276.

[8]   Auf S. 121 irrig Stillfried an der Donau statt an der March, Tuchyna statt Tuchyňa.

[9]   F. und O. Harl, http://lupa.at (Bilddatenbank zu antiken Steindenkmälern).